Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle
Realisierung des 2011 gewonnenen internationalen Wettbewerbes
Bauherr: Magistrat der Stadt Frankfurt - Kulturamt

Eröffnet am 22.11.2015
Nominiert für den DAM Preis 2017
Architekturpreis Beton 2017, engere Wahl

Von Oktober 1941 bis März 1945 nutzte die Geheime Staatspolizei den Keller der früheren Großmarkthalle, um dort mehr als 10 000 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Frankfurt am Main und der Umgebung zu sammeln, auszuplündern und gewaltsam auf die Massentransporte in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager zu zwingen. Daneben lief der Marktbetrieb weiter, obgleich die brutalen Vorgänge den Beschäftigten nicht verborgen blieben. Nach heutigem Wissen überlebten 179 Personen die Deportationen. Für dieses Verbrechen und damit die stadtgeschichtliche Bedeutung des Ortes steht die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle.
Das künstlerische Konzept verfolgt das Ziel, die Vorgänge der Deportationen sichtbar zu machen. Es basiert darauf, die erhaltenen Fragmente aus der Zeit der Deportationen im vorgefundenen Zustand zu konservieren und über neue Bauteile miteinander zu verknüpfen. Ein Rampenbauwerk stellt die Verbindung zum heute auf dem Gelände der Europäischen Zentralbank gelegenen Kellerraum der Großmarkthalle her. Zitate von Opfern, Überlebenden und Beobachtern zeugen von den Massendeportationen. Im Boden, an Wänden, im Keller wie in den Außenbereichen der EZB sind sie dauerhaft eingeschrieben und folgen in ihrer Anordnung dem zeitlichen Ablauf des Verbrechens: von der Aufforderung zur Deportation bis zur Abfahrt der Züge in den Tod.

„Es war uns wichtig, den alltäglichen Charakter des Ortes zu bewahren. Die Beiläufigkeit, mit der die Deportationen vonstatten gingen, und die die Wahrnehmung des Ortes bis heute geprägt hat, haben wir deshalb zu einem zentralen Motiv unserer Arbeit gemacht. Die Erinnerungsstätte soll bewusst ein Durchgangsraum bleiben, mit kleinen Interventionen in Form von Zitaten, die die Vorgänge der Deportationen aus verschiedenen Blickwinkeln in erschütternder Direktheit beschreiben.“

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Erläuterung des künstlerischen und architektonischen Konzepts >
Wettbewerbsergebnis, 11.03.2011 >

Fotos: Norbert Miguletz, Frankfurt