Helden, Freaks und Superrabbis
Die jüdische Farbe des Comics

Eine Ausstellung des Musée d’art et d’histoire du Judaïsme in Paris und dem Joods Historisch Museum in Amsterdam in Zusammenarbeit mit dem
Jüdischen Museum Berlin, 2010
kuratiert von Anne Helène Hoog, Musée d’art et d’histoire du Judaïsme Paris / Hetty Berg, Joods Historisch Museum Amsterdam
Projektleitung: Margret Kampmeyer-Käding

Gesamtfläche 590 qm
Ausstellungsarchitektur, Produktionsleitung
Grafik: Studio Matthias Görlich

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Das Spiel mit den Maßstäben
Zur Ausstellungsarchitektur von „Helden, Freaks und Superrabbis“

"Wie schafft man einen Ort für die Präsentation einer äußerst kleinteiligen Kunstform, die von Unmittelbarkeit, von direkter Ansprache und dem Aufeinanderprallen von sophistication und Naivität lebt? Einer Kunstform, die auf sehr direkte Art und Weise rezipiert werden will und die durch den Transfer in den musealen Kontext Gefahr läuft, die Glaubwürdigkeit ihres populärkulturellen Ursprungs zu verlieren.
Das Architekturbüro KatzKaiser löst diese Aufgabenstellung, indem es die Prinzipien des Mediums Comic aufgreift und verräumlicht. Die Raumfigur transportiert einerseits den Inhalt, andererseits ist sie auch Interpretation der Kunstform Comic. Indem sie sich an der sequenziellen Erzählstruktur eines Zeitungsstrips orientieren und diesen durch Falten und Knicken in eine dreidimensionale Struktur überführen, schaffen Marcus Kaiser und Tobias Katz eine physisch erlebbare, begehbare Comicwelt, die simultan als Wand, Boden und Vitrine fungiert. Eine distanzierte Musealisierung des Themas „Comic“ wird vermieden, indem der Besucher eingeladen wird, sich die Ausstellung und ihren Raum anzueignen.
Doch so sehr es um Adaption des Prinzips Comic geht – so sehr wird auch mit Gegensätzen gearbeitet: Der Detailversessenheit des Comics setzt sich eine geometrisch komplexe und zugleich gestalterisch reduzierte Form entgegen. Der Raum gewordene Comicstrip bildet die Grundlage für die gesamte Ausstellung und all ihre Anwendungen wie Originale, Reproduktionen, mediale Installationen und Texte. In der Ausstellungsgrafik von Studio Matthias Görlich findet das Spiel mit den Maßstäben eine Entsprechung. Überdimensionale Frames stellen Sinnzusammenhänge her und betten Originale wie stark vergrößerte Details gleichermaßen ein. Analog zu den inhaltlichen Sequenzen der Ausstellung unterliegt auch das sich nahtlos durch alle Räume ziehende Trägermedium immer wieder Veränderungen. So entsteht eine Präsentationsfläche, die zwar in jedem Moment anspricht und zum Vertiefen anregt, sich dabei jedoch nie über die gezeigten Objekte erhebt."

Kristina Koch
aus dem Ausstellungskatalog
»Helden, Freaks und Supperrabbis.
Die jüdische Farbe des Comics«.
Jüdisches Museum Berlin (Hrsg.), Berlin 2010

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